Mit über siebzig beginnt die US-amerikanische Schriftstellerin Ursula Le Guin zu bloggen, notiert und sortiert ihre Tage höchst vergnüglich und vor allem klug für die Nachwelt und die Gegenwart zugleich und wir sind begeistert, wie hier jemand so genau auf Fragen wie das richtige Verspeisen eines gekochten Eis eingehen kann, wie auf Katzen, die Liebe, den Tod und die Zeit und damit die Weisheit alter Zen-Meister belegt, derzufolge es keine Kleinigkeiten gibt — oder nur Kleinigkeiten, je nachdem. Weniger vergnüglich ist der literarische Bericht von Chaim Noll aus dem Gazakrieg von 2009, der auffällt, weil damals schon zu ahnen war, welches schreckliche das nimmt, umso schrecklicher, als es kein Ende nimmt, und weil wieder einmal zu beweisen ist, dass der Krieg zum Alltag werden kann, kein Grund jedenfalls, die Kakteen im Wüstengarten nicht zu pflegen, nur weil Drohnen und Raketen fliegen, und man kann jeden Tag die Toten zählen, die eigenen und die der anderen, und dann auf der Terrasse frühstücken. Was die Sache nicht leichter macht. Viel Wüste gibt es auch in Australien, das uns von Bill Bryson als ein Land präsentiert wird, das in seiner Flora und Fauna am ehesten einem fremden Planeten ähnelt — es ist ja gerade einer entdeckt worden, auf dem es seinem Licht zufolge Algen geben könnte — und ein Land, dessen Premierminister beim Schwimmen im Meer verschwinden kann, nachdem man mit Kängurus gefrühstückt hat, ein überraschend vielseitiger Reisebericht also, Grund genug, danach einen kurzen Exkurs zu einem weiteren Australienreisebuch zu wagen, den Traumpfaden von Bruce Chatwin. Das war ein großer Spaß!
Ursula Kroeber Le Guin: Keine Zeit zu verlieren. Über Alter, Kunst, Kultur und Katzen
Bill Bryson: In a Sunburned Country / Frühstück mit Kängurus
Chaim Noll: Die Stille am Morgen nach dem Krieg
Bruce Chatwin: Traumpfade